Pregabalin, ein Analogon der Gamma-Aminobuttersäure (GABA), ist indiziert zur Behandlung bei neuropathischen Schmerzen, bestimmten Epilepsieformen und generalisierten Angststörungen. Seit der Markteinführung wurden zahlreiche Fälle von Missbrauch, Toleranzentwicklung, Abhängigkeit und Entzugserscheinungen beobachtet, was für ein Abhängigkeitspotential spricht. Es wurden verschieden Missbrauchsformen gemeldet: regelmässige Einnahme supratherapeutischer Dosen, Einnahme hoher Dosen bei Konsum als Freizeitdroge, häufig in Verbindung mit anderen Suchtmitteln.
In hohen Dosen können Gabapentinoide (Pregabalin, Gabapentin) sedativ, euphorisierend und/oder dissoziativ wirken. Der euphorisierende Effekt scheint bei Pregabalin jedoch ausgeprägter zu sein. Sein Abhängigkeitspotential ist grösser als bei Gabapentin, sogar vergleichbar mit demjenigen von Diazepam. Manche Patienten überschreiten die therapeutischen Dosen (manchmal bis zu 7500 mg Pregabalin täglich) oder ändern die Verabreichungsweise (injizieren, rauchen), um die erhoffte Wirkung zu erzielen. Unter Drogenabhängigen wird Pregabalin oft mit Opiaten kombiniert, um so die Wirkung ohne Dosissteigerung zu verstärken.
Im Jahr 2011 führten diese Meldungen zu einer Revision der Fachinformation von Medikamenten mit Pregabalin, mit expliziten Hinweisen auf das Missbrauchsrisiko, insbesondere bei Patienten mit Drogensucht in der Anamnese.

In Frankreich zeigen Pharmakovigilanzdaten eine starke Zunahme der Fälle von Abhängigkeit und Missbrauch von Pregabalin, sowie der damit verbundenen Risiken. In Frankreich taucht Pregabalin am häufigsten auf gefälschten Rezepten auf. Die Substanz scheint auch in Todesfälle in Zusammenhang mit kombiniertem Drogenkonsum involviert zu sein.
Die Hauptkomplikationen verbunden mit Pregabalinmissbrauch sind Koma, Bewusstseinsstörungen, Desorientierung und Verwirrung. Es wurde auch über Ateminsuffizienz, Koma und Todesfälle berichtet bei Patienten, welche mit Pregabalin und Opioiden und/oder anderen zentraldämpfenden Medikamenten behandelt wurden. Pregabalin könnte auch die Toleranzschwelle für Opioide senken, was zu einer Risikoerhöhung für Atemdepression und opioidbedingte Todesfälle führen könnte.
Die französische Arzneimittelbehörde ANSM hat folglich entschieden, die Bedingungen zur Verschreibung und Abgabe von Spezialitäten mit Pregabalin anzupassen. Ab 24. Mai 2021 muss in Frankreich zur Verschreibung von Pregabalin ein Betäubungsmittelrezept verwendet werden. Das Rezept darf in der Apotheke mit Vermerk des verschreibenden Arztes maximal fünfmal repetiert werden, was eine maximale Therapiedauer von sechs Monaten ermöglicht. Falls notwendig, ist alle sechs Monate ein Arzttermin vorzusehen.

Quellen: 
ANSM, Prégabaline (Lyrica et génériques) : modification des conditions de prescription et délivrance pour limiter le mésusage, 24.02.2021
Information professionnelle Lyrica® gélules Nouvelle mise en garde en cas d'association à des opiacés, 27.01.2020
Le Moniteur des pharmacies 3248/2018/p19  Alerte sur les mésusages avec la prégabaline et la gabapentine
Revue médicale Suisse 2016/Nr 500-501 Pharmacovigilance

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