Skabies (syn. Krätze) ist eine ansteckende Hautparasitose, welche durch die obligat humanpathogene Krätzmilbe Sarcoptes scabiei hominis verursacht wird. Die befruchteten Weibchen graben sich in die Epidermis des Patienten und bilden oberflächliche, gräuliche Bohrgänge von 0,5 bis 3 cm Länge.

Skabies kommt in allen Altersgruppen und sozialen Schichten vor. Sie wird durch engen Hautkontakt, insbesondere bei längeren intimen Kontakten, übertragen (Skabies wird als STI klassifiziert). Eine indirekte Übertragung über die Wäsche, Bettwäsche oder andere Stoffwaren ist möglich, aber seltener. Gemäss Literatur müsste der Kontakt 15-20 Minuten andauern, so dass ein simpler Handschlag oder der gemeinsame Gebrauch von Gegenständen normalerweise nicht ausreicht.
Nach Ansteckung bleiben Skabiespatienten während 3 bis 6 Wochen symptomfrei, sind aber während dieser Zeit für ihr Umfeld bereits ansteckend.
Einige Wochen nach der Ansteckung kommt es infolge der immunologischen Reaktionen auf die Darmentleerungen und Eier des Parasiten zu teils heftigem Juckreiz, der in der Nacht stärker wird.

Allgemeine Massnahmen
Familienangehörige und Personen mit engem Kontakt zum Patienten müssen behandelt werden, auch wenn keine Symptome auftreten.
Nach Kontakt mit einem Skabiespatienten müssen die Hände mit Wasser und Seife gewaschen werden, um einer Übertragung der Infektion vorzubeugen. Hydroalkoholische Produkte werden nicht empfohlen, da sie gegen die Parasiten unwirksam sind.

Die Prävention von Rezidiven basiert auf der Dekontamination der Umgebung und beginnt am Tag nach der Behandlung:
-Kleider, Bettwäsche, Handtücher oder andere persönliche Gegenstände (Schuhe, Plüschtiere, Blutdruckmanschetten) sollten zur Dekontamination bei >60°C gewaschen werden oder, falls nicht möglich, trocken für 3-4 Tage oder 48 Stunden bei Verwendung eines akariziden Sprays (WENKO Matratzen Wunder - Milben Stopp etc.) in luftdicht verschlossenen Plastiksäcken gelagert werden. Alternativ können die Gegenstände auch 24 Stunden in der Tiefkühltruhe aufbewahrt werden.
-Matratzen, Kissen und Duvets müssen ebenfalls mit einem akariziden Spray behandelt werden.
-Polstermöbel sollen mit dem Staubsauger gereinigt oder fünf Tage lang nicht benutzt werden. Bei gewöhnlicher Skabies wird die Dekontamination von Räumlichkeiten kontrovers diskutiert.

Im Gegensatz zu anderen Parasitosen (Bettwanzen, Flöhe) ist der Juckreiz bei Skabies sehr diffus. Dieser kann nach korrekter Behandlung bis vier Wochen andauern. Der persistierende Juckreiz soll nicht zu wiederholten, unnötigen und potentiell toxischen Behandlungen führen. Ekzeme in Zusammenhang mit dem Juckreiz oder den topischen Therapeutika sind häufig. Als unterstützende Behandlung kommt ein orales H1-Antihistaminikum in Frage. Zur Linderung des Juckreizes kann die mehrmals tägliche Anwendung eines Emolliens hilfreich sein.

Der Parasit der Menschen-Skabies kann sich nicht auf Haustieren wie Katzen oder Hunden entwickeln. Bestimmte tierische Skabiesformen können auf den Menschen übertragen werden, was für den Parasiten aber eine Sackgasse darstellt und die Infektion daher spontan abheilt.

Empfehlungen bei lokaler Skabiestherapie
Vor der Behandlung ein lauwarmes Vollbad nehmen, Haut gut abtrocknen und die Nägel sorgfältig schneiden.
Mit Ausnahme von Gesicht und Schleimhäuten müssen alle Körperregionen behandelt werden. Nicht zu vergessen sind die Kopfhaut, «versteckte» Stellen wie Hautfalten, Bauchnabel, Region hinter den Ohren und unter den Hand- und Fussnägeln. Nach dem Auftragen wird empfohlen, während der Einwirkungszeit Baumwollhandschuhe zu tragen (Hände nicht waschen). Bei Kindern soll dadurch auch die unabsichtliche Einnahme des Skabizids verhindert werden. Bei Kindern muss das Gesicht mitbehandelt, und Augen und Mund müssen geschützt werden. Bei Erwachsenen wird dies nur bei starkem Befall und hyperkeratotischen Formen gemacht.
Während der Behandlung sollen Bettwäsche und Wäsche alle 12-24 Stunden gewechselt werden, Handtücher zweimal täglich.

Quellen:
VIDAL Recos 
Pharma-News La gale et ses traitements, octobre 2020
La revue Prescrire, Premiers Choix Prescrire Gale, actualisation octobre 2020
European guidelines for the management of scabies, 2017

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