Ziele der Skabiesbehandlung sind, die Symptome zu lindern, die Parasiten zu eliminieren und Ansteckungen im Umfeld vorzubeugen. Nach der antiparasitären Behandlung verschwinden die Hautläsionen und der Juckreiz meistens innerhalb von vier Wochen. Die Rezidivprophylaxe basiert auf der Desinfektion der Wäsche und der Umgebung und beginnt am Tag nach der Behandlung. Bei einer wiederholten Behandlung muss auch erneut desinfiziert werden.

Es gibt grundsätzlich zwei antiparasitäre Behandlungsmöglichkeiten bei Skabies: eine lokale Behandlung mit einem topischen Skabizid wie Permethrin oder Benzylbenzoat oder die Einnahme von Ivermectin. Momentan gibt es keine ausreichenden Belege, welche eher für eine lokale oder orale oder kombinierte Therapie sprechen.
Bei einer topischen Behandlung der gemeinen Skabies müssen, mit Ausnahme von Gesicht und Schleimhäuten, alle Körperregionen behandelt werden. Die Kopfhaut soll miteinbeinbezogen werden. Bei Kindern muss das Gesicht mitbehandelt, und Augen und Mund müssen geschützt werden. Bei Erwachsenen wird dies nur bei starkem Befall und hyperkeratotischen Formen gemacht. Die Nägel müssen sorgfältig geschnitten und sorgfältig behandelt werden.

Therapie der 1. Wahl gemäss europäischen Richtlinien:
Permethrin Creme 5% bei Kindern >2 Monaten, Erwachsenen, Schwangeren und Stillenden: Einmalig für 8 bis 12 Stunden auftragen, danach einseifen und gründlich abspülen. Allgemein wird empfohlen, die Behandlung zu wiederholen, je nach Literaturquelle nach 7 bis 14 Tagen.
CH: Scabi-med®, D: InfectoScab®, F: Topiscab®
Als Richtwert gilt für jede Anwendung eine haselnussgrosse Menge bei Kindern <1 Jahr, die doppelte Menge (1/4 Tube zu 30 g) von 1-5 Jahren, ½ Tube von 6-12 Jahren und 1 Tube zu 30 g bei Kindern >12 Jahren und Erwachsenen.

oder
Ivermectin p.o. bei Kindern >15 kg und Erwachsenen : ca. 200 mcg Ivermectin pro Kilo Körpergewicht nüchtern, 1 Std. vor oder 2 Std. nach dem Essen. Ivermectin wirkt nicht ovizid. Deshalb muss die Behandlung nach einer Woche wiederholt werden, um die Krätzmilben vollständig zu eliminieren.
Die maximale Konzentration in der Haut wird ca. 8 Std. nach der oralen Gabe erreicht und nimmt 24 Std. nach der Einnahme ab. Nach mindestens 8 Std. muss mit Seife geduscht und die Kleider, Frotté- und Bettwäsche gewechselt werden.
CH: Kapseln als Magistralpräparat; F: Stromectol® Tbl. 3 mg; D: Driponin® Tbl. 3 mg, Iveraxiro® Tbl. 3 mg
Richtwerte für Erwachsene pro Gabe: 51-65 kg 4 Tbl., 66-79 kg 5 Tbl., ≥80 kg 6 Tbl.
Bemerkung: Ivermectin ist nicht in der ALT. Der Patient muss darauf hingewiesen werden, dass es keine Garantie für die Kostenübernahme über die Grundversicherung gibt und dass es sich um ein Magistralpräparat oder ein Importmedikament handelt. Die orale Therapie mit Ivermectin wird häufig verschrieben, insbesondere in Kollektiven und bei mangelhafter Compliance (Ältere, Migranten etc.), da die orale Verabreichung von Tabletten wesentlich einfacher ist.

oder
Benzylbenzoat (Emulsion zur Anwendung auf der Haut) bei Kindern, Erwachsenen, Schwangeren und Stillenden: einmal täglich (Einwirkungszeit 24 Std.) an zwei aufeinanderfolgenden Tagen auftragen, dann wieder nach 7 Tagen (Anwendung variiert je nach Spezialität). Nach der empfohlenen Einwirkungszeit und am Schluss der Behandlung das Produkt abduschen oder ein Bad nehmen. Der Hauptnachteil ist eine Hautirritation,  die sich manchmal zu einem Ekzem entwickeln kann.
CH: Magistralpräparat (z.B. von Apolab); F: Ascabiol® 10% - zwei Anwendungen im Abstand von 7 Tagen; D: Antiscabiosum® 10% bei Kindern und 25% bei Erwachsenen – Anwendung an drei aufeinanderfolgenden Tagen.

Crotamiton (Eurax® a.H. / Crotamitex® in Deutschland) wird in den Guidelines nicht mehr erwähnt. Die Wirksamkeit bei Skabies konnte nicht belegt werden. Die juckreizstillende Wirkung scheint nicht besser zu sein als bei einfachen Hautpflegemitteln, zudem wurde das Auftreten von Allergien beobachtet.
Das lange Zeit verwendete Lindan wurde aufgrund seiner allgemeinen, z.T. schwerwiegenden, insbesondere neurologischen Nebenwirkungen 2008 vom Markt genommen.

Literatur:
European guidelines for the management of scabies, 2017
VIDAL Recos Gale
Pharma-News La gale et ses traitements, octobre 2020
La revue Prescrire, Premiers Choix Prescrire Gale, actualisation octobre 2020

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