Bei Schwangeren und Stillenden wird aufgrund der sehr schwachen systemischen Exposition eine kutane Therapie bevorzugt. Unabhängig vom Schwangerschaftsstadium wird Permethrin bevorzugt. Alternativ ist auch die Anwendung von Benzylbenzoat möglich, insbesondere nach dem ersten Trimenon.
Da diese Substanzen über die Haut nur sehr schwach resorbiert werden, ist davon auszugehen, dass die in der Muttermilch vorhandene Menge ebenfalls sehr klein ist. Während der Behandlung wird das Stillen unterbrochen, da der ganze Körper inkl. Brustwarzen behandelt wird. Nach dem Abspülen kann wieder gestillt werden.

Permethrin Creme 5%: Einmalig für 8 bis 12 Stunden auftragen, danach einseifen und gründlich abspülen. Allgemein wird empfohlen, die Behandlung zu wiederholen, je nach Literaturquelle nach 7 bis 14 Tagen.
CH: Scabi-med®, D: InfectoScab®, F: Topiscab®
Die lokale Anwendung von Permethrin gilt als sicher und wirksam. Sie kann bei Schwangeren und Stillenden ohne Dosisreduktion und Verkürzung der Einwirkungszeit eingesetzt werden.

Benzylbenzoat: Einmal täglich (Einwirkungszeit 24 Std.) an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, dann wieder nach 7 Tagen (Anwendung variiert je nach Spezialität).
CH: Magistralpräparat (z.B. von Apolab); F: Ascabiol® 10% - zwei Anwendungen (nur eine Schicht des Produkts im Abstand von 7 Tagen auftragen); D: Antiscabiosum® 25% - Anwendung an drei aufeinanderfolgenden Tagen.
Daten zur Exposition von Schwangeren im ersten Trimenon mit Benzylbenzoat gibt es fast keine. In der Anwendung besteht jedoch jahrelange Erfahrung, und es wurde bisher keine einzige besorgniserregende Beobachtung gemacht. Für das zweite und dritte Trimenon gibt es zahlreiche Daten, welche eine sichere Anwendung belegen. Im Tierversuch ist Benzylbenzoat nicht teratogen.
Benzylbenzoat kann als Therapie der 2. Wahl ab dem zweiten Trimenon der Schwangerschaft und in der Stillzeit angewendet werden. 

Ivermectin wird aktuell nicht als Mittel der Wahl bei Schwangeren und Stillenden empfohlen, obwohl zahlreiche Daten für eine sichere Anwendung sprechen.
Ivermectin p.o.: ca. 200 mcg Ivermectin pro Kilo Körpergewicht nüchtern, 1 Std. vor oder 2 Std. nach dem Essen. Behandlung nach einer Woche wiederholen.
CH: Kapseln als Magistralpräparat; F: Stromectol® Tbl. 3 mg; D: Driponin® Tbl. 3 mg, Iveraxiro® Tbl. 3 mg
Ivermectin gilt in der Schwangerschaft als Mittel der 2. Wahl, falls eine kutane Behandlung nicht möglich ist oder nicht ausreicht. Gemäss mehrerer Quellen ist die Anwendung ab dem zweiten Trimenon möglich, oder laut CRAT (Centre de Référence sur les Agents Tératogènes) unabhängig vom Schwangerschaftsstadium.
Da der Wirkstoff nur schwach in die Muttermilch übertritt und als Einmaldosis verabreicht wird, kann weiter gestillt werden. Von der amerikanischen pädiatrischen Gesellschaft wird Ivermectin in der Stillzeit als «compatible» eingestuft. Die über die Milch aufgenommene Menge an Ivermectin ist sehr klein: Das Kind erhält durchschnittlich etwa 1 % der mütterlichen Dosis. Die Plasmahalbwertszeit beträgt ca. 12 Std.. Das Stillen für einige Tage zu unterbrechen, kann in Betracht gezogen werden.

Quellen:
CRAT Centre de Référence sur les Agents Tératogènes
Médicaments et grossesse: prescrire et évaluer, Editions Masson 2012, p65
Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit; 8. Auflage 2012; Urban&Fischer; p448, p724
European guidelines for the management of scabies, 2017
La revue Prescrire, Premiers Choix Prescrire Gale, actualisation octobre 2020

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