Nach einer Primärinfektion durch Inhalation von Mycobacterium tuberculosis können die Mykobakterien vom Körper selbst eliminiert werden, latent verbleiben (latente Infektion) oder zu einer aktiven Tuberkuloseerkrankung führen.

Eine Infektion mit Mycobacterium tuberculosis induziert eine verzögerte zelluläre Immunreaktion, die auf der Sensibilisierung von T-Lymphozyten beruht. Diese Sensibilisierung bleibt während eines Jahrzehnts oder länger bestehen und lässt sich nachweisen durch:
_einen Tuberkulinhauttest, THT (siehe Doc News unter www links), auch Mantoux-Test, intradermale Tuberkulinreaktion. Hier wird die In-vivo-Akkumulation von T-Gedächtniszellen an der Injektionsstelle des PPD-Antigens (purified protein derivative) gemessen.
oder
_einen IGRA-Bluttest: Gemessen wird die Freisetzung von Gamma-Interferon aus den T-Gedächtniszellen in Anwesenheit von Zellwandantigenen von Mycobacterium tuberculosis.

Aktuell sind zwei von Swissmedic registrierte IGRA-Tests kommerziell erhältlich:
QuantiFERON-TB Gold® (Synlab)
T-SPOT.TB® Test (Oxford Immunotec), sensibler, jedoch umständlicher (Analyse innerhalb von 8 Stunden nach Entnahme)

Die Inkubationszeit der Tuberkulose ist nicht klar definiert. Sie kann einige Monate bis mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte betragen. Ein positives Ergebnis in einem der beiden Tests ist ein Hinweis auf einen vorausgegangenen Kontakt mit mykobakteriellen Antigenen oder einem Mykobakterium, ist aber kein Nachweis für persistierende, lebende Mykobakterien. Weder Tuberkulintest noch IGRA-Tests können zwischen einer zurückliegenden oder latenten Infektion mit M. tuberculosis und einer klinisch oder biologisch manifesten Tuberkulose unterscheiden. Die definitive Diagnose wird anhand eines positiven Nachweises in einer biologischen Probe (Sputum, Bronchialsekret) gestellt.

Das Screening auf Tuberkulose basiert normalerweise auf dem Tuberkulintest, wobei Sensitivität und Spezifität nicht sehr präzis sind (falsch positive Ergebnisse aufgrund früherer Impfungen und Kontakt mit Mykobakterien aus der Umgebung). Die Ergebnisse von IGRA-Bluttests werden weder durch eine frühere BCG-Impfung noch durch die häufigsten Umweltmykobakterien beeinflusst. Die Sensitivität ist mit derjenigen des Tuberkulintests vergleichbar, die Spezifität ist jedoch grösser. Die diagnostische Zuverlässigkeit von IGRAs ist zudem bei Kindern geringer als bei Erwachsenen.
Die Bluttests zum Nachweis einer Tuberkuloseinfektion werden von spezialisierten Labors durchgeführt (siehe Links).

Quelle:
Lungenliga Schweiz, Kompetenzzentrum Tuberkulose, Handbuch Tuberkulose – revidierte Version 01/2021

Links:
Lungenliga, Kompetenzzentrum Tuberkulose
Lungenliga/Kompetenzzentrum Tuberkulose, Labors zur Erkennung der Tuberkuloseinfektion mittels Bluttest (Interferon-gamma)

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