Das BAG informiert:

Seit 2015 wird die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) nicht nur weiblichen Jugendlichen als Basisimpfung empfohlen, sondern auch männlichen Jugendlichen als ergänzende Impfung. Das kantonale Durchimpfungsmonitoring der Jahre 2017–2019 und 2020–2022 bietet Einblick in die Umsetzung dieser Impfempfehlungen.

Seit 2008 wird in der Schweiz die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) als Basisimpfung für alle Mädchen im Alter von 11 bis 14 Jahren empfohlen. Ab 2019 kann die Impfung mit einem nonavalenten Impfstoff durchgeführt werden. Die Kategorie Basisimpfung gilt für Impfungen, die unerlässlich für die individuelle und öffentliche Gesundheit sind.

Bei Einführung der Impfung war das Hauptziel, die Krankheitslast durch Gebärmutterhalskrebs zu verringern. Humane Papillomaviren können noch weitere Krebserkrankungen sowie Genitalwarzen verursachen, welche beide Geschlechter betreffen. Die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) und das BAG änderten deshalb 2015 die HPV-Impfempfehlung. Ab diesem Zeitpunkt wird die HPV-Impfung als ergänzende Impfung auch Jungen und Männern im Alter von 11 bis 26 Jahren empfohlen. Die Kategorie ergänzende Impfung dient dem individuellen Schutz.
Die Impfung soll für einen bestmöglichen Schutz vor Beginn der sexuellen Aktivität verabreicht werden. Für Jugendliche beiderlei Geschlechts im Alter von 11 bis 14 Jahren gilt ein 2-Dosen Schema. Ab dem 15. Geburtstag und für alle Jugendlichen, welche eine Immunschwäche haben, wird ein 3-Dosen-Schema empfohlen.
Informationen zur Umsetzung dieser Impfempfehlungen bietet das kantonale Durchimpfungsmonitoring. In diesem Artikel werden die HPV-Impfquoten für 16-Jährige aus den beiden Erhebungsperioden 2017–2019 und 2020–2022 für beide Geschlechter präsentiert und diskutiert.

METHODEN
Das kantonale Durchimpfungsmonitoring erhebt in einem 3-Jahresrythmus Impfdaten bei 2-, 8- und 16-Jährigen. Es wird im Auftrag des BAG durch das Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention (EPBI) der Universität Zürich koordiniert und in Zusammenarbeit mit den Kantonen schweizweit durchgeführt. Die HPV-Impfquoten werden separat für weibliche und männliche 16-jährige Jugendliche für jeden Kanton berechnet. Basierend auf den kantonalen Daten werden die nationalen Impfquoten hochgerechnet.

RESULTATE
Insgesamt wurden für die beiden Erhebungsperioden 2017–2019 und 2020–2022 Impfausweisdaten von 6298 respektive 6081 Jugendlichen ausgewertet. Die Durchimpfung mit zwei Dosen in der Erhebungsperiode 2017–2019 betrug 59% für Mädchen, für Jungen lag sie bei 17%. In der Erhebungsperiode 2020–2022 stieg die Durchimpfung auf 71% für Mädchen respektive 49% für Jungen an.

Diskussion und Schlussfolgerungen
Die nationale Impfquote für 16-jährige Mädchen für zwei Dosen HPV-Impfstoff betrug 71% in der Erhebungsperiode 2020–2022. Die bisher höchste kantonal erreichte Impfquote liegt bei 82%. Der zunehmende Trend in den HPV-Impfquoten ist erfreulich. Es besteht aber weiterhin Steigerungsbedarf.
Am Beispiel der drei Kantone mit einer Durchimpfung von über 60% für Jungen wird ersichtlich, dass auch mit einer ergänzenden Impfempfehlung eine relativ hohe Durchimpfung möglich ist. Im Kanton Freiburg stand die Durchimpfung der HPV-Impfung bei Jungen derjenigen bei Mädchen in nichts nach und lag bei über 70%. Dies lässt den Schluss zu, dass zumindest im Setting dieses Kantons die Informationsvermittlung und der Zugang zur Impfung zu einer guten Akzeptanz der Impfung führt, die unabhängig von der Art der Empfehlung für beide Geschlechter hoch ist.

Gemäss den HPV-Impfempfehlungen sollen alle Mädchen/Frauen und Jungen/Männer im Alter von 11 bis 26 Jahren über HPV und die Möglichkeit dagegen zu impfen informiert werden und Zugang zur Impfung erhalten. Die HPV-Impfung wird seit ihrer Einführung unter anderem aus Kostengründen im Rahmen von kantonalen Impfprogrammen angeboten.
Diese Impfprogramme waren und sind je nach Kanton unterschiedlich gestaltet. Eine bereits 2010 durchgeführte Evaluation der kantonalen HPV Impfprogramme zeigte auf, dass der Zugang zur Information und Impfung nicht in allen Kantonen gleichermassen gewährleistet werden konnte. Die weiterhin sehr grossen kantonalen Spannweiten bei den Impfquoten für beide Geschlechter sind ein Hinweis, dass dies vermutlich immer noch nicht der Fall ist. Es ist jedoch ein klares Ziel, dass alle Jugendlichen in der Schweiz unabhängig von ihrem Wohnort die gleichen Chancen erhalten, sich vor durch HPV verursachten Krankheiten zu schützen. Dafür braucht es weitere Anstrengungen, um die Impfquoten zu steigern, so wie eine Evaluation der aktuellen Situation bezüglich der zielgruppenspezifischen Informationsvermittlung und des chancengerechten, niederschwelligen Zugangs zur Impfung.

Quelle:
BAG-Bulletin, 35/2023/p7

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