Artemisia annua, auch einjähriger Beifuss oder Qing-Hao genannt, ist in der traditionellen chinesischen Medizin seit Jahrhunderten als Malariamittel bekannt. Die Beifussblätter enthalten Artemisinin, dessen halbsynthetische Derivate Artesunat, Artemether und Artenimol erfolgreich in der Malariatherapie eingesetzt werden.

Artemisia annua wird insbesondere in Frankreich und Afrika zunehmend für die «natürliche» Prophylaxe und Behandlung von Malaria beworben. Diese Anpreisungen sind jedoch fahrlässig. Tees und Kapseln mit einjährigem Beifuss sowie Nahrungsergänzungsmittel auf Basis von Artemisinin wurden von Reisenden zur Malariaprophylaxe eingesetzt, was zum Auftreten von Malariafällen führte.

Nahrungsergänzungsmittel und andere Produkte mit getrockneten Blättern von Artemisia annua sind als Malariaprophylaxe unwirksam und ihre Unbedenklichkeit ist nicht erwiesen. In Frankreich wurden bereits mehrere Warnhinweise veröffentlicht, da die Anwendung dieser Produkte Reisende dem Risiko einer verzögerten Behandlung und schwerer Malaria aussetzt. Die WHO rät auch ausdrücklich von der Anwendung getrockneter Beifussblätter ab, da die Artemisinin-Konzentration niedrig und variabel ist und der Wirkstoff in heissem Wasser abgebaut wird.

Seit 2007 gibt es keine oralen Malariamittel mehr, die nur Artemisinin enthalten, da die Monotherapie als Hauptrisikofaktor für Arzneimittelresistenzen gilt. Zur oralen Behandlung von P. falciparum Malaria werden derzeit nur Kombinationspräparate auf Basis halbsynthetischer Derivate (ACT, Artemisinin based combination therapy) eingesetzt, z.B. Artemether/Lumefantrin (Riamet®), Artenimol (=Dihydroartemisinin)/Piperaquin (Eurartesim® in Frankreich und Deutschland). 

Quellen:
Bulletin épidémiologique hebdomadaire, Recommandations sanitaires aux voyageurs, 05/2020 
Le Moniteur des pharmacies 3278/2019, Artemisia inefficace dans la prévention du paludisme
WHO Position Statement, 06/2012
OMS, Retrait des monothérapies à base d'artémisinine par voie orale

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