Das BAG informiert:

Bewegung ist gut für das Immunsystem und stärkt unsere Abwehrkräfte, auch gegen Infektionskrankheiten wie Covid-19. Findet Bewegung an der frischen Luft und bei Tageslicht statt, wird dieser Effekt noch verstärkt. Im Auftrag des BAG haben Forschende der Universität Bern eine Literaturstudie zum Zusammenhang von Bewegung und Immunsystem verfasst.


Bewegung hat positive Auswirkungen auf die geistige und körperliche Gesundheit sowie das Wohlbefinden. Sie ist nachweislich mit einer geringeren Sterblichkeit und einem geringeren Risiko für beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und einige Krebsarten assoziiert. Auch das Immunsystem profitiert von Bewegung. Studien belegen unter anderem, dass regelmässige Bewegung die Anzahl weisser Blutkörperchen erhöht, welche die erste Verteidigungslinie unseres Immunsystems bilden.

Dies und weitere Erkenntnisse aus der Forschungsliteratur fasst das Team um Prof. Claudio Nigg von der Universität Bern in dem Report «Bewegung als Schutzfaktor für das Immunsystem» zusammen. Die Analyse der Literatur zeigt, dass regelmässige Bewegung positive Effekte auf verschiedene Zellen der Immunabwehr hat und zudem Stress abbaut, was wiederum dem Immunsystem zugutekommt.

Bewegung umfasst jede von der Skelettmuskulatur ausgeübte körperliche Aktivität, die zu einer Steigerung des Energieverbrauchs führt. Also nicht nur Sport im engeren Sinn, auch Freizeitaktivitäten wie Wandern, Spazieren und Velofahren sowie Haushalts- und Gartenarbeiten oder Yoga gehören dazu.

Bewegung wirkt präventiv und heilend
Um einen Effekt von Bewegung auf das Immunsystem zu erzielen, braucht es möglichst regelmässige Bewegung. Den grössten Effekt auf das Immunsystem hat Bewegung, wenn sie mindestens drei- bis viermal pro Woche in mittlerer bis hoher Intensität ausgeübt wird (70 bis 90% der maximalen Herzfrequenz). Bei intensiveren oder langandauernden Aktivitäten ist es wichtig, genügend Regenerationszeit zwischen zwei solchen Aktivitäten einzuhalten. Denn das Immunsystem kann nach Bewegung mit sehr hoher Intensität (also Aktivitäten oder Trainings mit über 90% der maximalen Herzfrequenz und/oder sehr langer Dauer) kurzfristig geschwächt sein. Auf lange Sicht und mit genügend Pausen dazwischen sind intensive Intervalltrainings aber durchaus gut, um die Immunabwehr zu stärken.

Kommt es zu einer akuten Entzündung, reagiert der Körper, indem er entzündungshemmende Stoffe produziert. Eine wichtige Funktion in diesem Zusammenhang hat die Muskulatur: Während des Trainings setzt sie entzündungshemmende Botenstoffe – sogenannte Myokine – frei, die den Körper schützen. Die Botenstoffe sorgen auch dafür, dass bereits entstandene Schäden repariert werden. Bewegung wirkt also nicht nur präventiv, sondern auch heilend auf Entzündungen.

Mit Bewegung Stress reduzieren
Andauernder Stress ist nicht nur schlecht fürs Gemüt, sondern schwächt durch eine erhöhte Entzündungsreaktion auch das Immunsystem. Regelmässige Bewegung kann dem entgegenwirken, indem sie das Immunsystems stärkt und zu einer verbesserten Immunreaktion führt. Verschiedene Metaanalysen und Studien konnten aufzeigen, dass sogenannte «Mind-Body-Interventionen», wie zum Beispiel Tai Chi oder Yoga, chronische Entzündungen reduzieren und die Aktivität von entzündungsfördernden Genen verringern.

In der Natur und bei Tageslicht aktiv sein
Findet Bewegung in der Natur und bei Tageslicht statt, hat dies einen zusätzlichen positiven Effekt auf das Immunsystem. Tageslicht stimuliert die Produktion von Vitamin D, was die Immunabwehr stärkt. Denn Vitamin D regt die Produktion von weissen Blutkörperchen an und erhöht damit die Aktivität der natürlichen Killerzellen.

In der Natur, zum Beispiel im Wald, ist die Umgebung besonders förderlich für die Gesundheit, Stichwort «Waldbaden» oder «Shinrin Yoku». Hierbei handelt es sich um eine Naturheilmethode aus Japan. Beim Waldbaden geht es darum, mit achtsamen Spaziergängen Stress abzubauen, abzuschalten und in die Atmosphäre des Waldes einzutauchen. Dies hat einen zusätzlichen entzündungshemmenden Effekt, der sich wiederum auf die Aktivität von natürlichen Killerzellen auswirkt.

Bewegung schützt vor Covid-19
Regelmässige Bewegung mit mittlerer bis hoher Intensität wirkt als zusätzlicher Schutz vor Infektionskrankheiten, so auch vor der Grippe und vor Covid-19. US-Wissenschaftler haben herausgefunden, dass körperlich inaktive Patientinnen und Patienten ein 2,26-mal höheres Risiko für eine Hospitalisierung bei Covid-19 haben als regelmässig Aktive. Bei Inaktiven ist eine Behandlung auf der Intensivstation 1,73-mal wahrscheinlicher, und sie haben ein 2,49-mal höheres Sterberisiko als körperlich aktive Menschen. Zudem zeigt sich, dass Bewegung mit mittlerer Intensität die Inzidenz und die Dauer von Atemwegsinfektionen reduziert, sogar stärker als Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel.

Quelle:
spectra,  Ausgabe Nr. 134, Juni 2022 - Bewegung

Zurück