Wer den kräftigenden Bärlauch (Allium ursinum) schätzt, freut sich auf den Frühling, wenn die duftenden Blätter im Wald spriessen. Doch Vorsicht, nicht alles, was wie Bärlauch aussieht, ist auch Bärlauch! In nächster Nähe findet man auch Giftpflanzen wie Maiglöckchen (Convallaria majus),  Aronstab (Arum maculatum) oder auch Herbstzeitlosen (Colchicum sp.). Die Verwechslungsgefahr ist umso grösser, da die Pflanzen zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Blüten tragen.

Tox Info Suisse erhält jeden Frühling viele Anfragen von verunsicherten Bärlauchkonsumenten. Aufgrund unzureichender Identifikation der Blätter oder bereits aufgetretenen Symptome nach dem Verzehr erfolgt nicht selten eine Hospitalisation zur Behandlung und zum Giftnachweis. Seit 1995 endeten vier Vergiftungen mit Herbstzeitlosen tödlich, weitere zehn verliefen mit mittelschweren oder schweren (= behandlungspflichtigen) Symptomen.

Herbstzeitlosen enthalten mit Colchicin eine stark wirksame zytotoxische Substanz. Weniger als 1 mg pro Kilo Körpergewicht können bereits lebensbedrohlich sein. 
Alle Pflanzenteile des Maiglöckchens enthalten kardiotonische Heteroside, welche in hohen Dosen kardiotoxisch wirken. Zudem sind Saponoside mit emetogener und abführender Wirkung enthalten. Die Heteroside werden über die Darmschleimhaut jedoch nur wenig resorbiert und ihr Gehalt ist in den Blüten und Blättern geringer als in den Samen. Schwere Vergiftungen sind daher sehr selten. Beim Verzehr grösserer Mengen Maiglöckchen kommt es zu Erbrechen, Durchfall, Arrhythmien, Muskelkrämpfen, Schwindel, Konvulsionen oder Herzversagen.
In 2019, hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) eine Warnung publiziert. Einzelne sich im Handel befindliche Bärlauchbündel enthielten unerwünschte Blätter des gefleckten Aronstabs. Frischer Aronstab ist sehr giftig (Blätter, Beeren, Wurzelknolle). Er enthält Lignane und das cyanogene Heterosid Triglochinin. Der frische Pflanzensaft verursacht Blasen und Rötungen. Schon das Kauen eines Blattes reizt Lippen und Mundschleimhaut. Die Behandlung beschränkt sich normalerweise auf das Ausspülen des Mundes. 

Bärlauch soll vorsichtig und mit Bedacht gepflückt werden. Die Blätter sollen einzeln gesammelt werden. Es ist ratsam, durch leichtes Quetschen der Blätter den typischen Geruch des Bärlauchs zu prüfen. Pflücken an Waldrand meiden, mitten in ein wildes Bärlauch-"Feld" hineingehen. 

Treten ein paar Stunden nach Genuss von Bärlauch Übelkeit, Erbrechen oder heftige Durchfäll auf, soll sofort Tox Info Suisse kontaktiert werden, denn bei einer allfälligen Colchicinvergiftung muss schnell reagiert werden.

Quelle:
Tox Info Suisse, Kennen Sie die giftigen Doppelgänger vom Bärlauch?

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