Ivermectin ist ein Antiparasitikum zur Behandlung von Krankheiten wie Onchozerkose, Helminthiasis und Skabies.
Die Substanz könnte auch antivirale Eigenschaften aufweisen, jedoch wurde dies erst in vitro und in 100fach höheren Dosen gezeigt, als normalerweise zur Behandlung parasitärer Erkrankungen beim Menschen eingesetzt werden. Diese unter experimentellen Bedingungen in vitro dokumentierte antivirale Aktivität ist klinisch jedoch oft nicht relevant.

In vitro zeigte Ivermectin eine breite antivirale Wirkung gegen Viren verschiedener Erkrankungen wie Dengue, Grippe oder neuestens SARS-CoV-2. Ivermectin wirkt auf die Importine α/β1. Diese intrazellulären Schlüsselproteine werden von den Viren zur Verstärkung der Infektion benutzt, indem die antivirale Immunantwort des Wirtes unterdrückt wird. Ivermectin könnte auch in die Fixierung der Spike-Proteine an der Zelloberfläche eingreifen. Einzelne Studien zeigten auch eine entzündungshemmende Wirkung in vitro.

Die Sicherheit von Ivermectin ist bei parasitären Erkranken gut belegt, jedoch nicht bei viralen Erkrankungen. Dosen bis 2 mg/kg werden von Patienten mit Parasiteninfektionen gut vertragen. Das Interaktionsrisiko muss berücksichtigt werden (insbesondere auf Ebene CYP3A4), was zunehmend von Bedeutung ist, falls hohe Dosen notwendig sein sollten.

Ivermectin ist aktuell nicht zur Behandlung viraler Infektionen, einschliesslich SARS-CoV-2, zugelassen. Es laufen zurzeit zahlreiche klinische Studien, um den Nutzen in der Behandlung und Prävention von COVID-19 und die wirksame Dosis definieren. In diesem Zusammenhang kann Ivermectin zurzeit ausserhalb klinischer Studien nicht empfohlen werden.

Es wurden mehrere Beobachtungs- und kleinere randomisierte Studien publiziert, jedoch oft nur mit geringer Aussagekraft. Ivermectin wird dabei häufig mit anderen Wirkstoffen kombiniert, weshalb es schwierig ist, einen allfälligen therapeutischen Effekt allein auf Ivermectin zurückzuführen. Im International Journal of Infectious Diseases wurden z.B. kürzlich Resultate einer kleinen klinischen Pilotstudie publiziert. In diese randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte Studie wurden 72 erwachsene, hospitalisierte Patienten mit SARS-CoV-2 aus Dhaka, Bangladesch, eingeschlossen. Aufgeteilt in drei Gruppen, erhielten die Patienten Ivermectin (IVM) allein (12 mg/d während 5 Tagen), eine Kombination mit Doxycyclin (12 mg IVM als Einmaldosis und 200 mg Doxycyclin während 5 Tagen) oder Placebo. Der Rückgang der Symptome (Fieber, Husten und Halsschmerzen) zeigte in den drei Gruppen keine Unterschiede. Die Virenelimination wurde in der Ivermectin-Gruppe früher erreicht als in der Placebo-Gruppe (9,7 Tags vs. 12.7 Tag; p=0,02), aber nicht im Vergleich zur Kombination IVM+Doxycylin (11,5 Tage; p=0,27).

Quellen:
NIH, COVID-19 Treatment Guidelines. Ivermectine
FDA, FAQ COVID-19 and Ivermectin Intended for Animals
Pan American Health Organization (PAHO), Recommendation Regarding the Use of Ivermectin as a Treatment for COVID-19
International Journal of Infectious Diseases, A five-day course of ivermectin for the treatment of COVID-19 may reduce the duration of illnes
HUG, Place de l’ivermectine dans la prise en charge des patients atteints d’une infection à SARS-CoV-2

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