Die Fachzeitschrift La Revue Prescrire hat ihre Medikamentenliste aktualisiert. Sie umfasst 105 Medikamente, die aufgrund des negativen Nutzen-Risiko-Verhältnisses in der Behandlung vermieden werden sollten und eine Zulassung in Frankreich oder der EU haben.

Auf der schwarzen Liste figurieren zwölf neue Substanzen, welche als eher schädlich eingestuft werden und insbesondere in der Schweiz Anlass zu Diskussionen geben könnten.

_Ginkgo biloba zeigt gemäss Prescrire keine über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkung, setzt die Patienten jedoch potentiellen Risiken aus wie Hämorrhagien, Verdauungsstörungen, Hautreaktionen, Konvulsionen und Überempfindlichkeitsreaktionen.

_Xylometazolin wurde auch in die Liste der Sympathomimetika aufgenommen, welche in der Schweiz geläufig sind, wie z.B. Ephedrin, Naphazolin, Oxymetazolin, Phenylephedrin und Pseudoephedrin. Nach oraler oder nasaler Verabreichung kann es zu schweren, sogar letalen, kardiovaskulären Störungen (hypertensive Krisen, Schlaganfälle, Herzrhytmusstörungen wie Vorhofflimmern) oder ischämischer Kolitis kommen. Diese Nebenwirkungen stünden in keinem Verhältnis zu den gutartigen und rasch abklingenden Symptomen, wie sie bei Schnupfen auftreten.

_Medizinische Heilerden sind in Frankreich bei verschiedenen Darmbeschwerden gebräuchlich: Attapulgit, Diosmektit, Montmorillonit, Kaolin und Hydrotalcit*. Gemäss Prescrire sollen sie aufgrund der Bleibelastung gemieden werden. Blei hat verschiedenen toxische Effekte auf neurologischer, hämatologischer, renaler und kardiovaskulärer Ebene, wovon die meisten dosisabhängig zunehmen. Bei Diarrhö verändern Heilerden die Stuhlbeschaffenheit, ohne Einfluss auf den Flüssigkeitsverlust und das Risiko einer Dehydrierung zu haben.
*In der Schweiz ist nur Hydrotalcit als Medikament registriert (Rennie® Gel Hydrotalcit).

_Tenoxicam (Tilcotil®) ist neben Piroxicam (Felden®) nun ebenfalls auf der schwarzen Liste. Diese beiden Substanzen sind nicht besser wirksam als andere NSAR und führen vermehrt zu Verdauungsstörungen und Hautreaktionen (darunter Stevens-Johnson- und Lyell-Syndrom).

Quelle:
_ La Revue Prescrire 434/2019/p931, Pour mieux soigner, des médicaments à écarter : bilan 2020

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