Methylenblau oder Methylthioniniumchlorid wurde 1876 als Textil-Färbemittel entwickelt. 1885 wurde es erstmals durch Paul Ehrlich zur selektiven Färbung bestimmter Gewebearten eingesetzt und wird noch heute in der Zytologie zur mikroskopischen Diagnostik verwendet.
In der Vergangenheit wurde die Substanz weiter als Antiseptikum, als Medikament gegen Malaria und als Antirheumatikum, sowie aufgrund seiner MAO-hemmenden Wirkung als Antidepressivum angewendet. Heute ist Methylenblau einzig als Notfallmedikament / Antidot zur akuten Behandlung bei Methämoglobinämie infolge einer Vergiftung mit Chemikalien oder Arzneimitteln zugelassen.
Molekular betrachtet greift Methylenblau in die mitochondriale Atemkette ein und verbessert kurzzeitig die Sauerstoffnutzung und Energieproduktion. Gleichzeitig wirkt Methylenblau als Antioxidans. Für einen klinischen Nutzen fehlt jedoch die Evidenz, die Anwendung von Methylenblau als Nahrungsergänzungsmittel zur Steigerung der mentalen Funktion und Konzentrationsfähigkeit ist wissenschaftlich nicht belegt. Wird die Chemikalie Methylenblau off-label als Nahrungsergänzungsmittel angewendet, besteht zusätzlich zu den pharmakologischen Risiken (Interaktion mit serotonergen Substanzen, unerwünschte Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen oder gar hämolytische Anämie) die Gefahr gesundheitlicher Risiken durch Verunreinigungen.
Quellen:
www.chemie.de, Methylenblau
Pharmazeutische Zeitung, 09/2024, Methylenblau - Social-Media-Hype im Check
Apotheken Umschau, 09/2024, Von wegen blaues Wunder – Experten warnen vor Methylenblau