Das BAG informiert:

Die Frage, wie Patientinnen und Patienten die Qualität der Gesundheitsversorgung wahrnehmen und welchen Einfluss sie auf ihr tägliches Leben hat, wurde bisher kaum untersucht. Nun liegt eine neue, länderübergreifende Befragung zu dieser Frage vor. Sie zeigt, dass positive Erfahrungen während der Behandlung in der hausärztlichen Grundversorgung zu besseren gesundheitlichen Ergebnissen aus Patientensicht führen.

In zahlreichen Ländern gibt es Bestrebungen, die Gesundheitsversorgung stärker auf die Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten auszurichten. Traditionelle Indikatoren zur Qualität der Gesundheitsversorgung (wie etwa Mortalitätsraten, Lebenserwartung oder Anzahl Krankenhausaufenthalte) erfassen jedoch nicht, wie Menschen die Qualität der Versorgung wahrnehmen oder welchen Einfluss diese auf ihr tägliches Leben hat.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erarbeitete mit den «Patient-Reported Indicator Surveys (PaRIS)» eine neuartige, länderübergreifende Befragung zu Erfahrungen und gesundheitlichen Ergebnissen aus Patientensicht. Die PaRIS-Befragung wurde 2023 und 2024 zum ersten Mal durchgeführt. Rund 110 000 Personen aus 19 Ländern haben daran teilgenommen.

Der Bericht erlaubt es, den Zusammenhang zwischen Gesundheitsversorgung, Gesundheitsergebnissen und Erfahrungen aus Patientensicht im internationalen Vergleich besser zu verstehen.

In der Schweiz wurden 4178 Patientinnen und Patienten befragt, die über 45 Jahre alt sind, zu Hause leben und während der Erhebung mindestens einmal einen Kontakt zur Hausärztin oder zum Hausarzt hatten.

Die wichtigsten Resultate

Gleichzeitige Behandlung mehrerer chronischer Krankheiten

Knapp 80 Prozent der befragten Schweizer Bevölkerung ab 45 Jahren lebt gemäss Selbsteinschätzung mit mindestens einer chronischen Erkrankung. Darunter fallen unter anderem Erkrankungen wie Bluthochdruck, chronische Rücken- oder Gelenkschmerzen, Diabetes oder auch psychische Krankheitsbilder wie Depression.

Rund 45 Prozent der Befragten leiden gleichzeitig an zwei oder mehr chronischen Erkrankungen. Deshalb wird der Bedarf an einem effektiven Krankheitsmanagement und einer gut koordinierten Versorgung immer grösser.

Gesundheitliche Chancengleichheit

In allen Ländern bestehen geschlechterspezifische und sozioökonomische Unterschiede in der Wahrnehmung der eigenen Gesundheit. Frauen leben länger als Männer; Frauen mit mindestens einer chronischen Erkrankung beurteilen ihre körperliche und psychische Gesundheit jedoch kritischer als Männer in der gleichen Situation.

Der Bericht hält weiter fest, dass ältere Personen und Personen mit weniger formeller Bildung oft Schwierigkeiten haben, Gesundheitsinformationen online zu finden und zu nutzen. Sie sind zudem weniger überzeugt, zum Erhalt ihrer Gesundheit auch von digitalen Technologien Gebrauch machen zu können.

Vertrauen in die Gesundheitsversorgung

Individuelle Erfahrungen im Gesundheitssystem können das Vertrauen sowie die Zufriedenheit mit dem Behandlungserfolg beeinflussen. In der Schweiz vertrauen rund 70 Prozent der Befragten dem Gesundheitssystem. Damit liegt die Schweiz im oberen Viertel der verglichenen Länder.

Bei Patientinnen und Patienten hingegen, welche negative Erfahrungen in der Gesundheitsversorgung gemacht haben, ist es umgekehrt: Nur rund 45 Prozent von ihnen geben an, Vertrauen ins Gesundheitssystem zu haben.

Die weiteren Schritte

Die vom Bundesrat eingesetzte ausserparlamentarische Eidgenössischen Qualitätskommission (EQK) mandatierte die Untersuchung in der Schweiz. In den kommenden Monaten wird die nationale Projektleitung mit den relevanten Stakeholdern Lehren aus der Untersuchung ziehen und Handlungsoptionen für Qualitätsverbesserungen in der hausärztlichen Versorgung der Schweiz ableiten.

Quelle:
BAG, OECD-Befragung: internationale Erkenntnisse zur Grundversorgung aus der Patientenperspektive

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