Die französische Behörde für Nahrungsmittelsicherheit, Umwelt und Arbeit (Ansas) warnt vor Risiken in Zusammenhang mit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Berberin. Sie empfiehlt Kindern, Jugendlichen, Schwangeren, Stillenden und bestimmten Risikogruppen (Diabetiker, Personen mit Leber- oder Herzbeschwerden) darauf zu verzichten.

Berberin ist ein Isochinolalkaloid, welches in verschiedenen Pflanzen vorkommt, insbesondere Berberisarten (B. vulgaris, B. aquifolium, B. aristata).

Berberinhaltige Pflanzen werden in Nahrungsergänzungsmitteln hauptsächlich zur Regulierung des Blutzucker- und des Cholesterinspiegels eingesetzt, obwohl auf europäischer Ebene entsprechende gesundheitsbezogene Hinweise nicht erlaubt sind.
Gemäss einer Expertise der Anses werden ab einer Dosierung von 400 mg/d bei Erwachsenen pharmakologische Effekte auf das Herz-Kreislauf-System (arterieller Blutdruck, Herzrhythmus), das Nervensystem (antikonvulsiv, antidepressiv, analgetisch), das Immunsystem (entzündungshemmend, immunsuppressiv) oder auch auf den Metabolismus (blutzucker-, lipidsenkend) festgestellt. Das bedeutet, dass Berberin in dieser Dosierung als Medikament wirkt und nicht mehr als Nahrungsmittel zu betrachten ist. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die erwähnten Wirkungen auch in tieferen Dosierungen auftreten können.

In bestimmten europäischen Ländern ist die Verwendung von Berberin in Nahrungsergänzungsmitteln reglementiert: z.B. in Belgien wurde die maximale Tagesdosis an Isochinolalkaloiden auf 10mg beschränkt.

Der Verzehr von Nahrungsergänzungsmitteln auf Basis von berberinhaltigen Pflanzen oder -zubereitungen birgt Risiken für gastrointestinale Störungen, Hypoglykämie und Hypotonie. Andererseits wurden auch zahlreiche medikamentöse Interaktionen auf Ebene CYP3A4, 2D6, 1A1 oder P-Glykoprotein identifiziert. Bei Patienten unter medikamentöser Behandlung ist daher grösste Vorsicht geboten.

Quelle:
_Anses Actualités, 25.11.2019

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