In den USA hat die FDA innert kürzester Zeit Notfallzulassungen (Emergency Use Authorization, EUA) für COVID-19-Therapeutika erteilt.

Beim ersten handelt es sich um Baricitinib (Olumiant®). Dieser Janus-Kinase-Inhibitor ist bereits bei rheumatoider Arthritis zugelassen, auch in der Schweiz. Im Rahmen der kürzlich erteilten EUA ist die Anwendung bei COVID-19-Patienten streng limitiert. Baricitinib darf nur zusammen mit Remdesivir (Veklury®) bei hospitalisierten Patienten ab zwei Jahren mit vermuteter oder laborbestätigter SARS-CoV-2-Infektion eingesetzt werden. Die Anwendung ist zudem auf Patienten beschränkt, welche zusätzlichen Sauerstoff benötigen, invasiv beatmet oder per extrakorporaler Membranoxygenierung versorgt werden.
Die EUA basiert auf den Ergebnissen der ACTT-2-Studie, welche eine Verkürzung der Erholungsphase im Vergleich zu Remdesivir plus Placebo um einen Tag zeigte. 
Interessanterweise hat sich die WHO in ihren Leitlinien kürzlich kritisch über den tatsächlichen Nutzen von Remdesivir allein geäussert.

Die zweite EUA betrifft eine Antikörper-Kombination aus Casirivimab und Imdevimab (REGN-COV2) zur intravenösen Verabreichung als Einmaldosis. Beide Antikörper binden nicht kompetitiv an die Rezeptorbindungsdomäne des Spike-Proteins von SARS-CoV-2.
Hier ist das Einsatzspektrum weiter gefasst, d.h. es dürfen Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg behandelt werden, welche leicht bis mittelschwer an COVID-19 erkrankt sind und ein erhöhtes Risiko für eine Verschlechterung ihres Zustandes aufweisen. Zu den Risikofaktoren gehören chronische Erkrankung und ein Alter ab 65 Jahren. Diese Behandlung ist nicht für Patienten zugelassen, welche wegen COVD-19 hospitalisiert wurden oder eine Sauerstofftherapie benötigen.
In der relevanten Studie war REGN-COV2 im primären und sekundären Endpunkt dem Placebo überlegen, d.h. die Viruslast konnte rascher gesenkt und der Bedarf an intensivmedizinische Betreuung konnte minimiert werden.
REGN-COV2 erlangte eine gewisse Bekanntheit, als der noch amtierende amerikanische Präsident damit behandelt wurde.

Die dritte EUA wurde bereits Anfang November für Bamlanivimab erteilt. Dieser Antikörper richtet sich ebenfalls gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2 und wird für die gleiche Indikation unter Einhaltung derselben Restriktionen wie REGN-COV2 eingesetzt. 

Eine EUA ist nicht mit einer Vollzulassung zu vergleichen, denn die Anforderungen an die Datenqualität und -quantität sind deutlich niedriger. Die Voraussetzungen für eine EUA werden fortlaufend überprüft. Die Bewilligung kann je nach Datenlage auch sofort widerrufen werden, wie das Beispiel Hydroxychloroquin zeigte.

Quellen:
FDA - News Release, Coronavirus (COVID-19) Update: FDA Authorizes Drug Combination for Treatment of COVID-19, 19.11.2020
FDA - News Release, Coronavirus (COVID-19) Update: FDA Authorizes Monoclonal Antibodies for Treatment of COVID-19, 21.11.2020
Pharmazeutische Zeitung, Notfallzulassung für Baricitinib in den USA, 20.11.2020
Pharmazeutische Zeitung, Antikörper-Kombi erhält Notfallzulassung, 23.11.2020
Gelbe Liste, Nachrichten, Corona: Baricitinib erhält Notfallzulassung in den USA, 23.11.2020

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